Auf dieser Seite geht es um geografische Mittelpunkte in Österreich, sowohl von Gesamt-Österreich, jene der Bundesländer als auch jene mancher Bezirke. Manche davon wurden in der Vergangenheit bereits von verschiedensten Institutionen ermittelt und sogar vorort mit einem Denkmal oder einer Skulptur markiert. In den allermeisten Fällen sind aber Herkunft und Qualität der Quelldaten und die Methode der Ermittlung dieser Punkte nicht öffentlich dokumentiert. Dementsprechend abweichend kann der Standort dieser Denkmäler von den auf dieser Seite, mittels genau dokumentierter Quelldaten und Methoden, berechneten Koordinaten sein.
Man kann den geografischen Mittelpunkt eines Gebiets nach unterschiedlichen Methoden definieren:
1) Schwerpunkt
Eine häufig verwendete Methode ist die rechnerische Ermittlung des geometrischen Schwerpunkts eines zweidimensionalen Landkartenmodells des Gebiets. Man kann diesen auch rein mechanisch bestimmen, durch Ausbalancieren einer ausgeschnittenen Landkarte oder durch Befestigung dieser an zwei Aufhängepunkten und Ermittlung des Schnittpunkts der zwei sich ergebenden Schwerelinien. Bei spezieller Form des Gebiets (z.b. sichelförmig) kann sich der Schwerpunkt auch außerhalb des Gebiets befinden.
2) Schnittpunkt
Eine weitere Methode ist die Berechnung der arithmetischen Mittelwerte der Längengrade des westlichsten und östlichsten Punkts sowie der Breitengrade des südlichsten und nördlichsten Punkts eines Gebietes. Dieser Mittelpunkt entspricht dem Schnittpunkt der beiden Diagonalen eines Rechtecks, welches das Gebiet umschließt (daher im weiteren Artikel kurz "Schnittpunkt" benannt). Auch mit dieser Methode könnte sich bei einer speziellen Form des Gebiets der Schnittpunkt außerhalb des Gebiets befinden.
3) Unzugänglichkeitspol
Eine weitere, aber seltene Methode ist die Ermittlung des Pol der Unzugänglichkeit. Das ist jener Ort, welcher sich am weitesten von jedem Punkt der Gebietsgrenze entfernt im Landesinneren befindet. Diesen könnte man auch geometrisch mittels Zirkel auf einer Landkarte eruieren.
Allen Methoden gemein ist, dass sie auf einem zweidimensionalen Landkartenmodell basieren. Und je nach der dazu verwendeten Kartenprojektion wird dies zu leicht abweichenden Ergebnissen trotz gleicher Berechnungsmethode führen. Ich habe mich daher bei der Berechnung der Schwerpunkte und der Unzugänglichkeitspole jeweils für jene Projektion entschieden, die in den aktuellen amtlichen Landkarten des BEV (Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen) für die Größe dieses Gebiet verwendet wird. Damit ist gleichzeitig auch der Bezug der rein rechnerischen Ermittlung des Schwerpunkts zur mechanischen Bestimmung mittels "Ausbalancieren" einer ausgeschnittenen Landkarte hergestellt:
Österreich: EPSG:3416 (ETRS89 + Winkeltreue Lambertprojektion) wie in der Österreichischen Karte 1:500 000
Bundesländer, Bezirke: EPSG:25833 (= ETRS89 + UTM Zone 33). Ausgenommen Tirol, Vorarlberg: EPSG:25832 (= ETRS89 + UTM Zone 32) wie in den Österreichischen Karten 1:250 000 und 1:50 000
Zur Berechnung der Schnittpunkte wurde definitionsgemäß mit geografischen Breite/Länge-Gradkoordinaten gerechnet: EPSG:4326 (= WGS84 + Geografische Gradkoordinaten). In dieses häufig verwendete System wurden auch die zuvor ermittelten Schwerpunkte und Unzugänglichkeitspole zusätzlich umgerechnet.
Bei den Schnittpunkten sind weiters noch die Extremwerte - also der westlichste, südlichste, östlichste, nördlichste Wert angeführt. Bei den Unzugänglichkeitspolen die minimale Distanz zu einem Grenzpunkt des Gebiets.
Als Datenquelle dienen die grundstücksgenauen Verwaltungsgrenzen des BEV.
Bodensee: Der See ist die einzige Gegend in Europa, wo zwischen den Nachbarstaaten nie Grenzen festgelegt wurden. Es gibt deshalb keine verbindlich gezogene Seegrenze. Österreich, Schweiz und Deutschland "teilen" sich quasi gemeinsam den See. Für meine Berechnungen für Gesamt-Österreich und Vorarlberg habe ich die normalerweise übliche Realteilung verwendet, also Grenzziehung in Gewässermitte. Konkret habe ich die Grenze der Quelldaten (in Projektion EPSG:31287) durch den Bodensee wie folgt angepasst (rot: original Verlauf der Quelldaten, grün: angepasste Grenze in Gewässermitte):
116130.038, 407466.559 (= Punkt aus Quelldaten)
116000, 411600
124400, 409300
127500, 409200
128802.773, 410089.361 (= Punkt aus Quelldaten)
• 1949 veranstaltete die Zeitschrift "Große Österreich Illustrierte" ein Preisausschreiben, das die Teilnehmer dazu aufforderte, den Mittelpunkt Österreichs zu ermitteln. Den „Siegern“ winkten Gratisurlaube, welche damals einen besonderen Luxus darstellten. Mehrere Einwohner von Bad Aussee gaben nach Ermittlung des Schwerpunkts an, dass sie im Mittelpunkt Österreichs lebten. Die Illustrierte bestätigte (nach einem Gutachten der Wiener Universität) diese Behauptungen: „Bad Aussee ist der Mittelpunkt Österreichs.“ Am 24. September 1949 fanden die offiziellen Feierlichkeiten statt, an denen auch die Schauspielerin Maria Andergast beteiligt war. 1989 hat die Marktgemeinde Bad Aussee die 40. Wiederkehr der Mittelpunktfeier zum Anlass genommen, mit einer Reihe von Veranstaltungen die Lage im Herzen Österreichs erneut hervorzuheben. Dazu wurde auch der „Mittelpunktstein“ im Kurpark bei N 47.6091° | E 13.7844° feierlich enthüllt. Ein Denkmal, welches den Mittelpunkt verstärkt ins Bewusstsein der Einwohner und Touristen rücken soll. Auf diesem Monument wurde eine Bronzescheibe angebracht, die den Mittelpunkt symbolisieren soll. Dieses Metallstück wird in Anlehnung an den gleichnamigen Stein aus der Antike „Omphalos“ (griech. für Nabel) genannt.
• 2005 berechnete ich, im Gegensatz zur historischen Ermittlung von 1949, den geometrische Schwerpunkt computergestützt anhand von auf etwa 6 Meter Genauigkeit generalisierten Grenzlinien für die Entwicklung des Geocaches Geographischer Mittelpunkt Österreich.
• 2010 entschloss ich mich im Zuge der Neugestaltung des Geocaches auch den Mittelpunkt neu zu bestimmen, dieses Mal im inzwischen in Österreich amtlich verwendeten UTM-System, konkret in der UTM Zone 33.
• 2019 erfolgte schließlich die computergestützte Berechnung des Mittelpunkts in der Projektion EPSG:3416 (ETRS89 + Winkeltreue Lambertprojektion). Diese hat vor allem im Westen Österreichs noch weniger Verzerrungen gegenüber der Realität als UTM Zone 33 und ist darum auch in der amtliche Österreichischen Karte 1:500 000 in Verwendung. Erstmals wurden dazu die inzwischen kostenlos verfügbaren grundstücksgenauen Grenzdaten des BEV verwendet.
Damit befindet sich Schwerpunkt von Österreich auf einem Berghang im Gemeindegebiet von Stainach-Pürgg, bei N 47.59397° | E 14.12456° auf einer Seehöhe von 1380 m, etwa 800 m nördlich des Bärenfeuchtmölbing (1770 m) und ca. 25 km östlich des Stadtzentrums von Bad Aussee.
Der Mittelpunkt mittels Schnittpunktmethode ist 1,2 km südöstlich des Königsberger Horn (1621 m) im Gemeindegebiet von Sankt Gilgen bei N 47.69642° | E 13.34576°.
Der Pol der Unzugänglichkeit ist nahe der Enns beim Gesäuseeingang, etwa 7 km östlich des Zentrums von Admont bei N 47.57831° | E 14.55254°.
Der Schwerpunkt befindet sich im Gemeindegebiet von Raiding.
In der Gemeinde Frankenau-Unterpullendorf befindet sich bei N 47.4781° | E 16.5716° ein Denkmal, der "Mittelpunktstein". Dieser Basaltstein vom Pauliberg wurde 1991 von der Burgenländischen Geographengesellschaft anlässlich "70 Jahre Burgenland" aufgestellt. Dessen Standort ist ca. 600m nordwestlich des Schnittpunkts. (siehe Link)
Der Schwerpunkt befindet sich im Gemeindegebiet von Gnesau.
In der Gemeinde Arriach bei N 46.7521° | E 13.8610°, das ist nur knapp 30 m nördlich des Schnittpunkts befindet sich eine rote Betonplattform. Diese Plattform ist ans Logo von Arriach angelehnt und wurde mit einem metallischen Kreuz und angebrachten Koordinaten versehen. Weiters befindet sich dort ein kleiner Rastplatz und Besucher können mittels einer fest installierten Webcam Fotos von ihrem Besuch schießen. (siehe Link)
Der Schwerpunkt befindet sich im Gemeindegebiet von Kapelln.
In Kapelln wurde 1993 bei N 48.2702° | E 15.7651° die Aussichtswarte "Max-Schubert-Warte" errichtet. Ein Erlebnisweg, der in Kapelln bei der Kirche startet und zur Warte führt, erzählt dabei in 12 interaktiven Stationen aus der Geschichte Niederösterreichs, über Sagen und Bräuche, Berge und Rekorde. (siehe Link 1, Link 2)
Die Warte steht ca. 1 km östlich des Schwerpunkts. Möglicher Hintergrund: Da Niederösterreich das Stadtgebiet von Wien umschließt, muss man Wien als Loch aus der Fläche Niederösterreichs ausschneiden bevor man den Schwerpunkt berechnet. Auf das wurde hier offenbar vergessen. Denn rechnet man hingegen den gemeinsamen Schwerpunkt von Niederösterreich zusammen mit der Fläche Wiens aus, dann landet man exakt auf dem Standort der Warte.
Der Schwerpunkt befindet sich in der Gemeinde Gunskirchen.
2005 berechnete ich ihn für die Entwicklung des Geocaches Hoamatlands Herz: Geographischer Mittelpunkt OÖ. 2011 wurde er offiziell vom Land Oberösterreich an der selben Stelle bestätigt und mit einem Holzpflock markiert. 2013 wurde 170 m nordöstlich des rechnerischen Mittelpunkts bei N 48.1379° | E 13.9655° ein geschnitztes Holzdenkmal aufgestellt. (siehe Link 1, Link 2)
Anlässlich des 100-Jahr Jubiläums des Bezirks Grieskirchen setzte man in der Gemeinde Taufkirchen an der Trattnach in der Ortschaft Eiblhub bei N 48.2697° | E 13.7693° einen Mittelpunktstein. Das ist nur 45 m nördlich des rechnerischen Schwerpunkts. (siehe Link)
Der Schwerpunkt befindet sich im Gemeindegebiet von Mühlbach am Hochkönig.
2004 wurden eine Holzskulptur auf der Sonnenterrasse der Karbachalm (1,2 km südlich des Schwerpunktes) bei N 47.3764° | E 13.0878° errichtet. Ein aus Lärchenholz gefertigter Tisch in der Form des Landes Salzburg und ein aus dessen Mitte aufragender ca. 9 m hoher Holzstamm mit Gemeindewappen und 119 Fenstern (symbolisieren alle Salzburger Gemeinden). Eine weitere Holzskulptur wurde am Dientner Sattel auf der Dientalm (2,2 km westlich des Schwerpunktes) errichtet. Am rechnerischen Schwerpunkt war ursprünglich noch eine weitere Skulptur geplant. 2012 wurde die Skulptur auf der Karbachalm baufällig und mangels finanzieller Unterstützung schließlich abgebaut. Heute steht ein Teil des Wappenbaumes auf dem Grundstück von Sepp Gamsjäger, am Ortseingang von Mühlbach. (siehe Link 1 (pdf-Datei), Link 2, Link 3)
Der Schwerpunkt liegt in der Gemeinde Sankt Stefan ob Leoben, ca. 1,1 km südöstlich der Walteralm.
In unmittelbarer Nähe zum Schwerpunkt befinden sich ein Holztisch samt Bank, einer Infotafel, sowie ein Metallpfosten samt Tafel mit der Aufschrift "Geografischer Mittelpunkt der Steiermark". Es versteckt sich dort auch der Geocache Centroid of Styria.
Der Schwerpunkt von Graz befindet sich in der Paulustorgasse 13 beim Volkskundemuseum bei N 47.07512° | E 15.43934°, der Schnittpunkt bei N 47.07320° | E 15.44195°
2001 wurde in der Nähe des Schwerpunkts, im Foyer der Hypobank Paulustorgasse, die Skulptur "Grazer Stadtkern" aufgestellt. Ein 40 cm großes Objekt aus Bronze und Stahl, das an einen Pfirsichkern erinnert. Nachdem die Bankfiliale nicht mehr allgemein zugänglich war, hat man 2012 die Skulptur an einem neuen Standort aufgestellt, nämlich beim Schnittpunkt. Im Hof der Grazer Burg bei N 47.0729° | E 15.4427°, ca. 65 m südöstlich des rechnerischen Schnittpunkts. (siehe Link 1, Link 2)
Da das Bundesland Tirol aus zwei getrennten Teilflächen (Nordtirol und Osttirol) besteht, kann man sowohl für die Gesamtfläche, als auch für jede Teilfläche einen Mittelpunkt bestimmen.
Der Schwerpunkt von Gesamt-Tirol liegt im Gemeindegebiet von Ellbögen, ca. 1 km nördlich des Morgenkogel (2607 m). Der Schwerpunkt von Nordtirol nahe der Westgrenze der Gemeinde Völs bei N 47.25034° | E 11.30657°. Der Schwerpunkt von Osttirol in Hopfgarten in Defereggen bei N 46.90606° | E 12.52284°, ca. 600 m westlich des Firstkogel (2136 m). Der Schnittpunkt Osttirols bei N 46.90461 | E 12.54359
Exklave Jungholz: Die Tiroler Grenze hat ein Besonderheit zu bieten. Die kleine Tiroler Gemeinde Jungholz ist vollständig von deutschem Staatsgebiet umgeben. Sie hat die größte Bankendichte Österreichs, vor dem Euro war hier die D-Mark das offizielle Zahlungsmittel. Mit einem einzigen Punkt ist Jungholz aber mit Tirol und somit Restösterreich verbunden: genau am Gipfel des 1636 m hohen Sorgschrofen. Man kann also mit einem kurzen Satz von Tirol nach Jungholz springen, ohne bayrischen Boden zu betreten - was man aber sofort mit einem Schritt zur Seite nachholen kann. Einen derartig seltsamen Grenzkreuzungspunkt, in dem sich 4 Grenzlinien treffen, gibt es weltweit nur 3 mal. (siehe Link)
Ca. 600 m östlich des Schwerpunkts und 1 km westlich des Schnittpunkts wurden am Rücken des Firstkogels bei N 46.9042° | E 12.5299° die Grenzen von Osttirol im Kleinformat mit Hilfe von Zäunen handwerklich nachgebaut und mit fünf Eingängen versehen. Diese Tore sollen die fünf Verkehrsverbindungen nach außen symbolisieren. Es versteckt sich dort auch der Geocache Der Mittelpunkt Osttirols
Der Schwerpunkt befindet sich in der Gemeinde Sonntag, ca. 400 m nördlich der Pfarrkirche. Wie oben im Artikel erklärt, habe ich für die Berechnung durch den Bodensee die normalerweise übliche Grenzziehung in Gewässermitte gewählt.
Der Schwerpunkt befindet sich in der Bäckerstraße 20 an der Rückseite der "Aula der Wissenschaften". Der Schnittpunkt ist hingegen an der südlichsten Spitze des Augartens, beim audiovisuellen Zentrum Augarten des Film Archiv Austria.